Liebfrauenkirche

Lettner

Koordoksaal Onze-Lieve-Vrouwekerk in Aarschot

KIK-IRPA

Jan Van Ophemstraat, Aarschot

In der Liebfrauenkirche zeugt jeder einzelne Stein von einer glorreichen Vergangenheit. Ein Blickfang ist der gotische Lettner mit seinen lebendigen Relieffiguren, die zahlreiche Geschichten erzählen.

Liebfrauenkirche

Die Liebfrauenkirche (Onze-Lieve-Vrouwekerk) in Aarschot ist ein Beispiel der Demergotik des späten 15. Jahrhunderts. Sie weist charakteristische Specksteinschichten aus weißem Kalkstein und braunem Eisensandstein auf. Die Kirche ist ein Symbol für den Wohlstand von Aarschot zur Blütezeit des Tuchhandels, der Leinenherstellung und des Weinanbaus. Die Kirche entwickelte sich bald zu einem viel besuchten Wallfahrtsort für Maria, der Schutzpatronin der Stadt. Unter der Leitung von Antoine I. de Croÿ war die Kirche bis 1797 eine Stiftskirche, zu der 13 Kanoniker gehörten. Während der französischen Herrschaft war die Kirche geschlossen. Nach der Wiedereröffnung als Pfarrkirche im Jahr 1803 kehrten die Kanoniker nicht mehr zurück. Die reich gestaltete Innenausstattung mit unter anderem dem Chorgestühl von Jan Borchman, dem Quinten Massijs zugeschriebenen, schmiedeeisernen Kronleuchter und dem beeindruckenden Lettner, spiegelt die Symbiose von Kunst und Religion wider.

Lettner

Der Lettner, auch Doxale genannt, ist eine den Chor vom Kirchenschiff trennende Steinmauer, die den klerikalen vom profanen Teil der Kirsche abschirmt. Ein Lettner erfüllte mehrere Funktionen, unter anderem die Wahrung der Ruhe während der Stundengebete und als liturgischer Raum für Messen und Predigten. Obwohl die meisten Lettner während der Religionskriege verschwanden, blieb der Lettner der Liebfrauenkirche als seltenes Beispiel für gotische Lettner in Belgien erhalten. Er wurde von einem unbekannten Meister Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffen und besteht aus einer Tribüne aus weißem Naturstein auf acht Säulen aus Blaustein. In die Tribüne wurden einundzwanzig Nischen mit Relieffiguren eingearbeitet. Außerdem gibt es acht leere Nischen, die wahrscheinlich für die Figuren von Evangelisten und Kirchenvätern vorgesehen waren. Der Lettner ist reich mit Blattwerk und anderen Verzierungen ausgestattet. Die zentralen Darstellungen auf dem Lettner referieren an das Leiden und die Auferstehung von Jesus Christus. Zu den 17 dargestellten Szenen gehört der Einzug Jesu in Jerusalem, seine Kreuzigung und Auferstehung. Der Lettner war nicht nur dekorativ, sondern auch lehrreich für die analphabetische Bevölkerung, die die Bibel nicht lesen konnte.