Liebfrauenkirche

Onze-Lieve-Vrouwekerk in Sint-Truiden

Hoch über Sint-Truiden ragt die weithin sichtbare Liebfrauenkirche (Onze-Lieve-Vrouwekerk) empor. Sie ist nicht nur ein Wahrzeichen der Region, sondern beherbergt auch seltenes Kulturerbe! Steigen Sie in die Krypta unter der Kirche hinab, denn dort befindet sich eine Schatzkammer mit zwei der 15 erhaltenen bemalten Reliquienschreine.

Liebfrauenkirche

Die Liebfrauenkirche (Onze-Lieve-Vrouwekerk) und der Heilige Trudo (Trudo von Sarchinium) sind eng miteinander verbunden. Trudo gründete die Benediktinerabtei im 7. Jahrhundert. Im 11. Jahrhundert ließ Abt Adelard II. hier eine Kirche aus Holz errichten. Sie war die erste Pfarrkirche der Stadt und birgt zahlreiche Zeugnisse ihrer Verbindung zum Heiligen Trudo. Dazu gehört unter anderem der Schrein mit seinen Reliquien unter dem Hauptaltar. Die hölzerne Kirche wich später einem steinernen Bau, und auch der Stil änderte sich von romanisch zu neugotisch. Die letzten Restaurierungsarbeiten wurden 2018 fertiggestellt. Der Innenraum der Kirche ist reich mit Buntglasfenstern, Wandmalereien, Skulpturen, Gemälden und Goldschmiedekunst verziert. Die Schatzkammer befindet sich in der Krypta unter der Kirche. Dort werden liturgische Gegenstände aufbewahrt, wie weitere Reliquienschreine, Apostelfiguren und Monstranzen.

Reliekschrijn van de heilige Trudo
Reliekschrijn van de heilige Eucherius

Reliquienschrein des Heiligen Trudo (1501-1525)

Der Reliquienschrein des Heiligen Trudo (Trudo von Sarchinium) aus dem 16. Jahrhundert ist einer der wenigen bemalten Reliquienschreine, die den Bildersturm von 1566 überlebten. Der rot bemalte Schrein ist mit einem grünen Blumenmotiv verziert und mit einer Banderole versiegelt. Darauf steht, dass die Asche und die Leinentücher vom Heiligen Trudo dem Bekenner stammen. Trudo ist auf den Malereien an den beiden kurzen Seiten des Schreins an der weißen Albe, der roten Chormütze und der barocken Goldschnalle mit Palmzweig und Kirchenmodell in den Händen zu erkennen. Der Legende nach wurde er 655 im Alter von 27 Jahren zum Priester geweiht. Er erhielt den Auftrag, das Christentum im Hespengau zu verbreiten, und zog als Prediger umher. Trudo gründete auf seinem elterlichen Anwesen ein Kloster mit einer Kirche, wo heute noch die Abtei Sint-Truiden steht. Nach seinem Tod im Jahr 693 wurde von Wundern rund um sein Grab berichtet, was Sint-Truiden zu einem Wallfahrtsort machte. Im 8. Jahrhundert entstand so eine Gemeinde.

Reliquienschrein des Heiligen Eucherius (1501-1525)

Welche Geheimnisse birgt der Eucherius-Schrein aus dem 16. Jahrhundert, der mit grünen Pflanzenmotiven verziert ist? Die Inschrift in Rot lautet „SCS EUCH“ und bezieht sich auf den Heiligen Eucherius. Er wurde in Orléans in einer wohlhabenden Familie geboren und trat um 714 in den Benediktinerorden ein. Später wurde er Bischof von Orléans. Karl Martel verbannte ihn jedoch 733 nach Köln, da er die Beschlagnahmung von Kirchenbesitz kritisierte, und später nach Sint-Truiden. Schließlich setzte sich Graf Robert I. von Hespengau für Eucherius ein. Danach zog sich Eucherius in die Benediktinerabtei in Sint-Truiden zurück. Dort starb er 743 und wurde neben dem Heiligen Trudo begraben. Geschichten über Wunder sorgten dafür, dass sein Grab zu einem Wallfahrtsort wurde. Im Gegensatz zum Schrein des Heiligen Trudo ziert dieser Schrein kein Bildnis des Heiligen Eucherius. Sie können den Heiligen jedoch auf dem Wandgemälde Die Vision des Eucherius und die Litanei der Marie von Jules Helbig bewundern.

Christina de Wonderbare door Georges Baltus

Christina die Wunderbare, Georges Baltus

Die Heilige Christina bzw. Christina von Belgien schwebt über den drei markanten Türmen von Sint-Truiden, dem der Trudo-Abtei, des Rathauses und der Liebfrauenkirche. Mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Armen bietet die Heilige Christina der Stadt Schutz. Sint-Truiden ist in rote Glut gehüllt, als Zeichen des Krieges. Das Gebet auf dem Bilderrahmen stammt vom damaligen Dekan Beckers und fleht um Schutz vor Pest, Hungersnot und Krieg. Georges Baltus stiftete das Kunstwerk 1915 der Kirche seiner Heimatstadt als Erinnerung an seine Jugend. Ein Jahr zuvor wurde Baltus während seines Sommerurlaubs in Sint-Truiden von der deutschen Invasion überrascht und konnte nicht nach Glasgow zurückkehren. Er wohnte im Haus seiner Familie am Grote Markt, wo er das Gemälde der Heiligen Christina fertigstellte. Er soll einem Priester erzählt haben, dass er sich dazu von einem Gemälde von Abraham van Diepenbeeck inspirieren ließ, einem Schüler von Rubens.

Das Jüngste Gericht, Johannes van den Eenheu

In einem Himmel aus dunkelgrauen Wolken erkennen wir Jesus Christus auf einer Weltkugel. Neben ihm kniet Maria. Über ihnen schweben Engel mit Passionsattributen, während Heilige zu beiden Seiten zuschauen. Auf der Erde erheben sich die Toten aus ihren Gräbern. Engel führen sie in den Himmel oder in die Hölle. Johannes van den Eenheu malte Das Jüngste Gericht im Jahr 1626 nach einem Stich von Johann Sadeler aus dem 16. Jahrhundert. Sadeler wiederum ließ sich von einem Werk des deutschen Malers Christoph Schwarz (1545-1592) inspirieren. Das Wandgemälde von Van den Eenheu ist eine fast originalgetreue Kopie, mit Ausnahme von zwei Figuren am unteren Bildrand. Sie füllen den leeren Raum in den Ecken, der in Sadelers rundem Stich fehlt. Doch möglicherweise steckt mehr dahinter. Die Liebfrauenkirche war eine Stiftskirche mit 12 Kanonikern. Jacobus Germeys, Dekan des Kapitels zwischen 1606 und 1624, war der Bruder des Abts Hubert Germeys. Aufgrund seiner familiären Beziehungen wurde Jacobus Germeys der Veruntreuung von Kapital verdächtigt. Die Gerüchte machten auch nach seinem Tod im Jahr 1624 noch die Runde. Der Abt ärgerte sich über die Anschuldigungen und soll den Maler damit beauftragt haben, zwei Figuren hinzuzufügen: Die betende Figur soll Jacobus Germeys darstellen, während das grüne Ungeheuer mit der Farbe des Neides auf den Ausspruch „Schau in den Spiegel, bevor du jemanden beschuldigst“ verweist.

Muurschildering
Het Laatste Oordeel door Johannes van den Eenheu

Der Rozenkranz - Jules Helbig

Treten Sie ein in die hübsche Marienkapelle und lassen Sie sich von dem wunderbaren Wandgemälde „Der Rosenkranz“ von Jules Helbig aus dem Jahr 1860 verzaubern. In der Mitte dieses Meisterwerks überreicht Maria dem Heiligen Dominikus den Rosenkranz. Links von ihr werden diverse Heilige aufgeführt, wie Franz von Assisi, Bernhard von Clairvaux, Clara von Assisi, Ositha, Birgitta von Schweden und Teresa von Ávila. Rechts beteiligen sich Figuren wie Papst Gregor XIII., Bruder Angelicus aus Fiesole, Tuotilo, Adelard II. und Dante Alighieri an der Marienverehrung. Diese faszinierende Komposition spiegelt die tiefe Verehrung Marias und ihre wichtige Rolle im Glaubensleben vieler wider. Darüber hinaus enthüllt das Gemälde die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes in subtiler Grisaille-Malerei: die erfreulichen Geheimnisse unten, die traurigen links und die glorreichen rechts. Dieses Werk erzählt eine zeitlose Geschichte des Glaubens und der Hingabe.

Praktische Informationen

Adresse

Grote Markt
3800 Sint-Truiden
Belgien
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Öffnungszeiten

  • Die Kirche ist täglich geöffnet von 9 bis 18 Uhr.
  • Die Schatzkammer ist jeden Samstag, Sonntag und Feiertag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

     

Barrierefreiheit

  • Die Kirche ist für Menschen mit Behinderungen einfach zugänglich.
  • Die Schatzkammer ist für Menschen mit Behinderungen schwer zugänglich.
     

Gut zu wissen

  • Eintritt: frei

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